«Der Bundesrat wird beauftragt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Nutri-Score so zu legen, dass die problematischen Effekte vermieden werden». Dies verlangte Ständerat Benedikt Würth im Februar dieses Jahres in seiner Motion an den Bundesrat.
Scoring sei im Trend was zu reduktionistischen Systemen führe. Beim Nutri-Score würden hochverarbeitete Produkte mit vielen Ersatz- und Zusatzstoffen unter Umständen besser abschneiden als Naturprodukte, so der Mitte-Ständerat, der auch Präsident der Vereinigung der AOP-IGP-Produzenten ist.
Das Label sei zu stark vereinfacht, es berücksichtige Verarbeitungsgrad, Zusatzstoffe, Nachhaltigkeit, Produktionsmethode und Herkunft nicht oder zu wenig. Zudem würden nicht einmal alle ernährungsphysiologisch relevanten Aspekte abgebildet (Wertigkeit der Proteine, Vitamingehalt, gesättigte vs. ungesättigte Fettsäuren). Das alles führe am Ende zu problematischen Effekten im Markt, wie Würth in seiner Motion darlegte.
Der Bundesrat schreibt jetzt in seiner Stellungnahme, dass der Nutri-Score auf einem Algorithmus basiere, dessen Parameter wissenschaftlich validiert und öffentlich zugänglich seien. Er sei keine Ernährungsempfehlung, sondern ein Informationsmittel für Konsumentinnen und Konsumenten und eine Ergänzung zur Lebensmittelpyramide.
Die Schweiz sei im internationalen Lenkungsausschuss vertreten und könne dort die Anliegen und Fragen der Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen zur Berechnung oder Anpassung des Algorithmus einbringen. Der Bundesrat spricht sich für eine freiwillige Einführung durch die Unternehmen aus. Der Nutri-Score würde ausserdem herkömmliche Produkte wie Käse im Vergleich zu anderen Produkten der gleichen Lebensmittelgruppe nicht benachteiligen, wie Studien in Frankreich zeigen würden.